von Rebecca Heisterhoff

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nicht in den Erzählungen anderer. Auch nicht im Studium der Geschichte. Die Art von Wissen, die ich meine, kann nur in der Gegenwart gefunden werden; in diesem Moment. Dieses Wissen kann nur gefühlt werden. Es gehört zu dir, wie die Farbe deiner Augen oder die Beschaffenheit deiner Haare.

Stell dir dich vor, auf einer Lichtung im Wald. Wartend in der Stille. Geduldig. Nur für eine Weile. Stell dir dich vor, etwas anbietend. Einen Teil von dir. Vertrauenswürdigkeit. Stetigkeit. Neugier. Mitgefühl. Wenn du gehst, tust du es nicht, ohne das Versprechen, zurückzukommen. Und du kommst zurück. Jeden einzelnen Tag besuchst du diese Lichtung im Wald. Einmal bleibst du vielleicht nur für einen Song. Ein anderes mal, um eine Stunde zu tanzen. Manchmal sitzt du einfach still da. 

Vielleicht, eines Tages, bringst du eine Leinwand und Farben auf die Lichtung. Ein Notizbuch. Eine Trommel. An anderen Tagen bringst du Muscheln. Kekse. Ein Gedicht. Von Zeit zu Zeit ein Gebet. Eine Frage?

Eines Morgens wachst du auf – du hast schon vor langer Zeit aufgehört die Tage zu zählen – und stellst fest, dass die Lichtung ein Teil von dir geworden ist. Es ist nicht länger notwendig, das Haus zu verlassen. Dein Herz ist die Lichtung. Der Wald ist zu deinem Körper geworden, dein Körper zu Wald. Ein weiter wilder Wald voller Leben, in dem du jeden Winkel kennst.

Deine Seele ist ein Meer geworden. Ein Meer, in dem schillernde Schatten leben. Auf einmal bewohnst du all das, was nur gefühlt werden kann. Weil dein Körper weiß. Weil dein Herz sich erinnert. Weil deine Seele sich der Geschwindigkeit des Lebens angepasst hat. Es gibt keinen Ersatz für Wildheit.